Die Faire Woche in Herne – ein Projekt mit Tradition

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Zur Zeit findet in Herne und Wanne-Eickel bereits zum 21. Mal die Faire Woche statt. MEIN HERNE sprach mit Markus Heißler. Der 58-jährige Duisburger gehört zu den Koordinatoren und arbeitet beim „Eine Welt Zentrum Herne“. Seit zehn Jahren ist er außerdem Vorsitzender der Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt Herne.

Herr Heißler, wenn Sie an die Anfänge zurück denken…wie war es damals zu Beginn? Und was hat sich idealerweise bis heute verändert?

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2001 gab es erstmals die bundesweite Faire Woche. Das Ganze war noch ziemliches Neuland und der Faire Handel war noch ein Nischenthema in der breiteren Öffentlichkeit. Die Produkte gab es fast ausschließlich in Weltläden oder Kirchengemeinden. Wenn man viel Glück hatte, fand man ein Päckchen fairen Kaffee im Supermarkt. In Herne sind wir mit einigen wenigen Veranstaltungen gestartet, unter anderem hatten wir Miguel Angel Munguia aus Mexiko zu Gast, der über den fairen Handel mit Honig informierte. Heute ist die Faire Woche in Herne und Wanne-Eickel eine etablierte Veranstaltungsreihe mit rund 25 Organisationen und Einrichtungen, die sich daran beteiligen. Die Thematik ist raus aus der Nische und die Verbraucher finden ein Vielzahl von fair gehandelten Produkten, auch im Supermarkt und beim Discounter.

Welche Idee war damals der Ursprung der Fairen Woche? War es schwierig Mitstreiter zu finden?

Die Faire Woche, die ihr Vorbild in Großbritannien hat, versuchte die Idee des Fairen Handels bundesweit bekannter zu machen. Der Faire Handel dümpelte damals vor sich hin, und war hauptsächlich nur in kirchlichen und alternativen Kreisen bekannt. Von daher war es am Anfang auch nur ein kleiner Kreis der Engagierten in Herne, die bei der Woche mitmachten, wie zum Beispiel der Weltladen oder die Menschenrechtsorganisation FIAN. Aber wir haben von Anfang an versucht, auch neue Akteure zu gewinnen, die zu verwandten Themen arbeiteten, wie die Biologische Station oder das Apfelsaftprojekt des BUND. Wichtig war von Anfang an auch der Kontakt zu den lokalen Medien.

Seit 10 Jahren ist Herne jetzt außerdem „Fairtrade Stadt“ – ein Ergebnis der Fairen Woche?

Das Engagement für den Fairen Handel gibt es in der Stadt schon seit den 1980er Jahren mit dem Weltladen und dem Eine Welt Zentrum. Die Faire Woche knüpfte daran an und etablierte das Thema in einer breiteren Öffentlichkeit und der Lokalpolitik. Von daher ist sie eine gute Basis dafür gewesen, dass Herne Fairtrade-Stadt wurde.

Das Thema ist in diesem Jahr: „Menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften“ – was können die Herner dazu beitragen? Und was können Sie ganz persönlich dazu beitragen?

Wir können alle einen Beitrag leisten für bessere Arbeitsbedingungen. Zum einen beim Einkauf, in dem wir fair gehandelten Produkten den Vorzug geben oder in dem wir bei Händlern und Herstellern nachfragen, wie und wo Produkte hergestellt werden. Das gilt auch für den Einkauf von öffentlichen Stellen. Zum anderen können wir uns an Aktionen und Kampagnen beteiligen, um Verbesserungen zu erreichen. Der Bundestag hat vor kurzem das Lieferkettengesetz verabschiedet, damit Unternehmen mehr Verantwortung für faire Arbeitsbedingungen in Ländern des Globalen Südens übernehmen müssen. Vor ein paar Tagen wurde der sogenannte Bangladesh Accord verlängert, der einen besseren Arbeitsschutz in Textilfabriken garantieren soll. Beides wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht viele Tausend Menschen sich z.B. mit Petitionen und Aktionen dafür eingesetzt hätten. Für mich persönlich versuche ich diese beiden Aspekte auch in meinem Alltag umzusetzen.

Welche Aktion/ welches Projekt werden sie auf jeden Fall noch im Laufe der Fairen Woche besuchen?

Ich war schon beim Film „Made in Bangladesh“, beim Kennenlerntag im Weltladen und beim Klangkosmos Weltmusik in den Flottmann-Hallen. Darüber hinaus werde ich noch beim Besuch von Teatro Trono in der Realschule Crange sein und versuchen auch noch die Ausstellungen zum Thema Faire Mode und Arbeitsbedingungen in der Sportbekleidungsindustrie in der Stadtbibliothek zu sehen.

Nach der Fairen Woche ist vor der Fairen Woche? Wissen Sie bereits, welches Thema im kommenden Jahr auf dem Programm steht?

Thematisch wird der Focus auch im nächsten Jahr auf dem Schutz von Menschenrechten weltweit und dem Beitrag des Fairen Handels dazu liegen.