Herne: Suchthilfe entwickelt sich weiter – Mitreden – Mitmachen – Mitgestalten

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Gemeinsam mit der LWL-Koordinationsstelle Sucht hat die Stadt Herne am Donnerstag, 23. Juni 2022, die Zukunftswerkstatt „Suchthilfeplanung in Herne: Mitreden – Mitmachen – Mitgestalten“ veranstaltet. Akteurinnen und Akteure der Herner Suchthilfe kamen zum Austausch und zur Weiterentwicklung der Angebote in der VHS Wanne zusammen.
„Welche Angebote haben wir in der Suchthilfe in Herne? Was fehlt uns? Was sollten wir ausbauen?“ – diesen Fragen solle die Zukunftswerkstatt nachgehen, erklärte Gesundheitsdezernent Johannes Chudziak in seiner Begrüßung. „Ich hoffe, dass wir auf dieser Basis weiterarbeiten können und das Ganze im nächsten Jahr in die Praxis umsetzen können“.
Zu Gast war der Journalist und Autor Jörg Böckem, der selbst viele Jahre mit einer Heroinsucht zu kämpfen hatte und aus seinem Buch „High sein – Ein Aufklärungsbuch“ und seiner Autobiografie „Lass mich die Nacht überleben – Mein Leben als Journalist und Junkie“ las. Böckem war dreimal stationär in Therapie. „Das, was ich jetzt tue, ist der Versuch, ein kleines bisschen dazu beizutragen, dass jungen Menschen erspart wird, was mir passiert ist.“ Dafür leistet der Autor viel Präventionsarbeit an Schulen, bei der er viele positive Erfahrungen mache. Aufgrund seiner persönlichen Erlebnisse teilte Böckem auch seine Einschätzungen, welche Hilfen und Präventionsangebote erforderlich und zeitgemäß sind. Es gebe in mehreren Bereichen noch Handlungsbedarf, erklärte er. Wichtig seien vor allem niedrigschwellige und aufsuchende Angebote, zum Beispiel Streetwork, ein zukunftsstiftendes Hilfesystem und eine vielfältige Angebotspalette. Außerdem solle „möglichst wenig kriminalisiert, pathologisiert und von oben herab behandelt werden“, erklärte Böckem.
Mit diesen ersten Anregungen teilten sich die Teilnehmenden anschließend in mehrere Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf: Neben dem Umgang mit Doppeldiagnosen und älter werdenden Klientinnen und Klienten wurde auch die Kooperation zwischen der Jugend- und Suchthilfe beleuchtet. Weitere Gruppen thematisierten im Speziellen die Situation wohnungsloser und langzeitarbeitsloser Abhängiger sowie die Hilfe für Menschen mit geistiger Behinderung. In den Gruppen wurden Ideen für die Optimierung der Präventionsarbeit diskutiert, beispielsweise die Einrichtung eines Suchtpräventionsnetzwerkes und eine Koordination der Präventionsaktivitäten. Hilfreich seien zudem spezifische Beratungsstellen und Hotlines für die oben genannten Gruppen. Foto: Thomas Schmidt / Stadt Herne

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