Nicht alles was alt ist, ist auch wertvoll…

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…oft aber erhaltenswert, findet Gitarrenprofi Dirk Gerlach

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Ob Lebensmittel Elektrogeräte oder Musikinstrumente – wir leben in einer „Wegwerfgesellschaft“. Was nicht mehr gut aussieht, nicht mehr passt oder – noch schlimmer – wenn es Neuerungen auf dem Markt gibt, dann heißt es nicht selten: WEG DAMIT! „Das ist schon sehr schade“, findet Dirk Gerlach aus Herne. Er ist nicht nur ein Teil der beliebten Musikband „Los Gerlachos“, er ist auch Inhaber des Fachgeschäftes „Seconhand Musicland“ am Rande der Wanner Innenstadt.
In den ehemaligen Büroräumen der Parfümerie Pieper haben Gitarrenfans auf über 130 Quadratmetern die Qual der Wahl – 300 Modelle stehen bereit. Und das Spezielle: Sie sind alle „second Hand“. „Richtig – ich biete hier gutes, gebrauchtes Musikequipment an – mit dem Schwerpunkt Gitarren.. sieht man auch, denke ich“, grinst der 52-jährige.

Noten lesen kann ich bis heute nicht

Nicht sein erster Laden – bereits Anfang der 90er Jahre machte der gelernte Einzelhandelskaufmann mit dem Schwerpunkt Musikalien sich selbstständig. „Natürlich auch mit Musikinstrumenten – und es lief wirklich super!“ Hobby-Musiker und Rockstars gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand – von den Toten Hosen bis Wolle Petry oder den Ärzten – sie alle kamen zu Gerlach nach Herne. Und der?
„Ich habe schon so was wie ein Yuppie-Leben geführt, denke ich rückblickend… Genug Geld, schöne Autos… aber das Ende kam ja schneller als gedacht!“ 2005/06 startete der Online-Handel, insbesondere Ebay durch.
„Jeder war jetzt sein eigener Händler… hinzu kam, dass China in den Musikinstrumente-Markt im großen Stil einstieg. Das hat die Preise endgültig kaputt gemacht – eine Einsteiger-Gitarre für 50 Euro – da konnten wir nicht mithalten. Dass das Instrument ungestimmt und schlecht verarbeitet beim Anfänger ankam, schien niemanden zu stören!“ Dirk Gerlach musste Insolvenz anmelden, stürzte ab, hatte zeitweise weder eine Krankenversicherung noch einen festen Wohnsitz. „Diese vier Jahre haben mich schon ziemlich geerdet!“
Und dabei hätte es im Leben von Gerlach und seinem Bruder Jörg auch ganz anders laufen können… Das Gitarrespielen haben die Brüder von ihrem Vater gelernt. „Mit den Songs der Rolling Stones oder Deep Purple … das war eine großartige Zeit. Noten lesen kann ich übrigens bis heute nicht – dafür aber jede Melodie nachspielen!“
Sie gründeten ihre erste eigenen Band – Treff – und hatten Erfolge! So waren sie als Jugendband bei jeder MC Donalds Eröffnung im Ruhrgebiet dabei und spielten dann 1983 sogar in einem Film mit: „Die Heartbreakers“, der den deutschen Filmpreis in Silber gewann. „Eine tolle Erfahrung – danach hat uns jeder gesagt: Jetzt werdet ihr richtig berühmt! Wir haben auch in München und Berlin verschiedene Vorspieltermine gehabt – aber das war es dann auch. Wir hatten keine eigenen Songs und wir passten nicht zur durchstartenden Neuen Deutschen Welle – daran hat es gelegen, denke ich im Nachhinein! Enttäuscht waren wir damals schon!“
Es ging zurück ins Alltagsleben: „Mädchen, Mofa und Musik – hörte sich damals ja auch nicht so schlecht an…“
Der Musik verbunden blieben beide Brüder trotzdem – anlässlich des 70. Geburtstages ihrer Oma wollten sie ihr ein Ständchen bringen: als „Los Gerlachos“ – die Idee war geboren.
„Als Los Gerlachos oder Los Gerlachos and Friends stehen wir heute noch auf der Bühne – wenn nicht gerade die Welt wegen einer Pandemie kopfsteht.“ Und das ausgesprochen erfolgreich!
Zur Zeit trifft man Dirk Gerlach allerdings in erster Linie in seinem Laden an. „Viele Interessenten erreichen ich jetzt selber über Ebay oder auf anderen Online-Wegen. Sie sehen eine spannende Gitarre, wir verabreden uns hier vor Ort – oder ich versende das gute Stück. Alles gebrauchte Instrumente – aber natürlich aufbereitet und spielbereit!“ Und auch teilweise von hohem ideellen Wert. „Klar – wenn es um ein spezielles Modell geht, dass auch bekannte Musiker spielen. Oder wenn man eine Gitarre aus dem eigenen Geburtsjahr sucht – kommt auch nicht selten vor.“ Und so begibt sich Dirk Gerlach regelmäßig auch im Auftrag seiner Kunden auf die Suche nach bestimmten Instrumenten. „Man muss halt wissen, wo man suchen muss…“, lacht der Gitarren-Experte.

Trotzdem freut er sich natürlich wieder auf den ersten Auftritt vor Publikum. „Nix is schöner, als wie live“ lautet unser Motto – am 11. September ist es jetzt endlich wieder soweit! Wir werden in Recklinghausen bei ‚RE zapft is“ auf der Bühne stehen. Endlich mal wieder!“ Und für alle, die auch dabei sein möchten: Noch gibt es Karten.