ADFC: „Viel Aufwand – wenig Ertrag“

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Der ADFC Herne nimmt Stellung zur „Psychologischen Motivationsanalyse für den Radverkehr der Stadt Herne“:

„Seit Jahren beschäftigt sich die Verwaltung der Stadt Herne mit der Erstellung eines Integrierten Fuß- und Radverkehrskonzepts. Die Projektgruppe Radverkehr hatte bereits am 14. Februar 2018 beschlossen, das bis dahin erarbeitete Konzept in drei Teile – Psychologische Motivationsanalyse, Radverkehrskonzept und Fußverkehrskonzept – in dieser Reihrenfolge – zu separieren. Zweieinhalb Jahre später wird das Ergebnis der Motivationsanalyse – Kosten rd. 50.000 Euro – endlich der Öffentlichkeit vorgestellt, wobei es bei diesem langen Zeitraum kaum noch ins Gewicht fällt, dass diese Analyse bereits seit Anfang des Jahres der Verwaltung zur Verfügung steht.

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Diesem nicht unerheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand steht jedoch nur ein überschaubarer Ertrag in Form von Erkenntnisgewinn gegenüber, wie der ADFC Herne an Kernaussagen der Analyse festmacht.

Dass sich die befragten Bürger und Radfahrenden auf Radwegen und Radfahrstreifen mit links angeschlossenem Parkstreifen sicherer fühlen als z.B. auf für Radverkehr freigegebenen Gehwegen, ist jedem einigermaßen Sachkundigen bewusst und wahrlich keine neue Erkenntnis, die man nur aus der besagten Analyse gewinnen konnte. Warum hätten sich die befragten Herner Bürger grundsätzlich anders äußern sollen, als dies im Rest der Republik der Fall ist? In diesem Zusammenhang fällt auf, dass an keiner Stelle der Motivationsanalyse von den in aller (Radler-)Munde stehenden „Protected-Bike-Lines“ (geschützte Radfahrstreifen) die Rede ist, zu deren Fangemeinschaft bekanntlich auch unser Oberbürgermeister zählt.

Es kann kaum verwundern, dass durchgehende Radverkehrsverbindungen, Breite des Radweges/Radfahrstreifens sowie eine gute Fahrbahnqualität die wichtigsten Faktoren bei der Wahl einer Radfahrstrecke sind. Die vielfach mangelnde Qualität Herner Radwege, wozu auch Ausschilderung und Fahrbahnmarkierungen gehören, wird seit Jahren vom ADFC beklagt. Auch die Herner Bürger haben ihrem Unmut beim letzten Fahrradklima-Test des ADFC Ausdruck verliehen und werden es bei dem im letzten Quartal dieses Jahres anstehenden Fahradklima-Test 2020 sicherlich erneut tun.

Das Erfordernis moderner, sicherer und wettergeschützter Abstellanlagen an ÖPNV-Haltestellen, öffentlichen Gebäuden etc. wird ebernfalls seit Jahren vom ADFC thematisiert und das Fehlen derselben im Rahmen des bereits erwähnten Fahrradklima-Tests kritisiert.

Die Vorteile des Fahrrads als Verkehrsmittel, z.B. für die Gesundheit, die Umwelt oder die eigene Flexibilität sind ebenfalls bekannt.

All diese Erkenntnisse sind nicht neu, dem interessierten Bürger, Politiker, Planer steht eine Fülle von Informationsquellen zur Verfügung. Zwei Beispiele seien herausgegriffen: das „Handbuch: Radverkehr in der Kommune – Nutzertypen, Infrastruktur, Stadtplanung, Marketing“ vom Institut für innovative Städte (Hrsg) sowie die Publikation „So geht Verkehrswende – Infrastrukturelemente für den Radverkehr“. Diese Broschüre hat der ADFC herausgegeben. Der Vorsitzende des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung bei der Stadt Herne, zugleich ADFC-Bundesvorsitzender, kann sicherlich noch einige Frei-Exemplare besorgen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Radverkehrspolitik in Herne weiterentwickelt. Beim bisherigen Tempo und vor dem Hintergrund der vom ADFC wiederholt beklagten unzureichenden finanziellen und personellen Ausstattung der für den Radverkehr zuständigen Stellen ist Skepsis angebracht.“