Herne: Morddrohung gegen Pfarrerin – weil sie für Corona-Tote betet

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Auf Antrag der Essener Superintendentin Marion Greve (unser Foto) hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am gestrigen Donnerstag die Morddrohungen gegen die Herner Pfarrerin Melanie Jansen entschieden verurteilt und eine Erklärung „Für Dialog und Verständigung, gegen Hass und Gewalt“ verabschiedet. Die oberste Repräsentantin und leitende Theologin des Kirchenkreises Essen hatte das Thema zu Beginn der 4. Plenarsitzung des rheinischen Kirchenparlaments gemeinsam mit dem WDR-Journalisten Arnd Henze, der ebenfalls der Landessynode angehört, in die Beratungen eingebracht. „Wir stehen in uneingeschränkter Solidarität hinter unserer Kollegin und Schwester in Christus und an der Seite aller Menschen, die gegen Hass und Gewalt Position beziehen“, heißt es in der Solidaritätserklärung.

Pfarrerin Melanie Jansen aus der Kreuz-Kirchengemeinde Herne (Evangelische Kirche von Westfalen) organisiert wöchentlich Friedensgebete und gedenkt dabei der Opfer der Corona-Pandemie. Nach dem jüngsten Friedensgebet am vergangenen Samstag vor der Kreuzkirche in Herne hatte Pfarrerin Jansen zum wiederholten Mal eine Todesdrohung erhalten. Das berichten die Evangelische Kirche von Westfalen und der Kirchenkreis Herne. Schon zuvor sei ihr und ihrer Familie von Unbekannten gedroht worden.

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Konflikte über grundlegende Fragen unseres Zusammenlebens gehörten laut dem Beschluss der Landessynode zu einer pluralistischen Gesellschaft, müssten aber offen, fair und gewaltfrei in einer freien Gesellschaft ausgetragen werden. Aufrufe zu Hass und Gewalt verletzten diesen Grundkonsens; sie hätten erhebliche Auswirkungen auf die betroffenen Personen und schadeten unserer Gesellschaft als ganzer. „Politischer Meinungsaustausch ist nur in einer Gesellschaft möglich, in der wir ohne Angst verschieden sein können.“ Für Christen sei ein wertschätzender Umgang miteinander Teil des Glaubens. „Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen, so erleben wir auch auf allen Ebenen der Kirche, dass Menschen, die öffentlich Position beziehen, diffamiert, beleidigt und bedroht werden.“ Dem tritt die Landessynode der rheinischen Kirche mit aller Entschiedenheit entgegen: „Hass und Hetze haben innerhalb von Gesellschaft und Kirche keinen Platz“, lautet ihre klare Botschaft. Foto: Kirchenkreis Essen