„Achtung, Notfall…simulation!“ – Medizinstudenten trainieren

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Aus Luft- und Raumfahrt kaum wegzudenken, in der Medizin auf dem Vormarsch: Simulationen, die Fachpersonal auf Notfallsituationen vorbereiten. In der Ausbildung von Ärzten und Pflegekräften kommen sie immer häufiger zum Einsatz. Das Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum verfügt nun über ein spezielles Simulationszentrum, in dem sich Medizinstudenten realitätsnah auf einen Notfall vorbereiten können. Das Zentrum wurde von der Ruhr-Universität Bochum mit 240.000 Euro finanziert. Die St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr beteiligte sich mit 70.000 Euro.

In einem medizinischen Notfall – etwa bei Herzstillstand oder einer akuten allergischen Reaktion – müssen Ärzte innerhalb kürzester Zeit wichtige Entscheidungen treffen: Wie muss der Patient behandelt werden? Welche Medikamente werden benötigt? Welches Team-Mitglied übernimmt welche Aufgabe? Um Medizinstudenten auf diese Situationen bestmöglich vorzubereiten, setzt das Marien Hospital Herne jetzt auf moderne Simulationstechnik. „Viele Medizinstudenten bemängeln, dass dieser praktische Aspekt während ihres Studiums zu kurz kommt. Das wollen wir durch die Trainingseinheiten in unserem Simulationszentrum ändern“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Frey, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin.

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Realistische Notfallsimulation

Den Mittelpunkt des Simulationszentrums bilden zwei Räume: ein Simulationsraum und ein Kontrollraum, die durch ein großes Spiegelglasfenster voneinander getrennt sind. Die Studenten üben die Notfallszenarien im Simulationsraum und sind vom Kontrollraum aus sichtbar, die Beobachter bleiben durch das Spiegelglasfenster jedoch unerkannt. „Wir wollen die Szenarien so realistisch wie möglich abbilden“, erzählt Jilson Chittamadathil, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin. Im Simulationsraum können die Studenten in Kleingruppen trainieren, wie sie auf einen medizinischen Notfall im Krankenhausalltag reagieren sollten. Zu diesem Zweck wird unter anderem eine spezielle Simulationspuppe eingesetzt. „Durch eine Software können wir die Puppe vom Kontrollraum aus realistisch auf die Maßnahmen der Studenten reagieren lassen und beispielsweise die Herzfrequenz erhöhen oder senken. Diese Veränderungen werden unmittelbar auf dem Überwachungsmonitor im Simulationsraum angezeigt“, so Chittamadathil. Jede Übungseinheit dauert etwa zehn Minuten.

Gezieltes Feedback dank Videoaufzeichnung

Da der Simulationsraum mit mehreren Kameras ausgestattet ist, kann die Übung aufgezeichnet und im Nachhinein genauestens analysiert werden. „Auf diese Weise können wir den Studenten in der Nachbesprechung, dem sogenannten Debriefing, ein gezieltes Feedback geben und dieses mit dem Videomaterial untermauern“, erzählt der Oberarzt. Die Software ermöglicht es dabei, Markierungen an bestimmten Punkten des Videos zu setzen, um wichtige Passagen direkt anzusteuern. „Die Studenten können so in einem geschützten Rahmen ihr Wissen abrufen und wichtige Fähigkeiten trainieren, insbesondere die Kommunikation und Teamführung in Notfallsituationen“, so Prof. Frey. Das Simulationstraining ist Teil des Blockpraktikums „Notfallmedizin“, welches die Studenten im eunten Semester ihres Studiums durchlaufen.

 

Bild: Eröffneten das neue Simulationszentrum des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum: Simone Lauer (l.), Mitglied der Geschäftsleitung der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr, Prof. Dr. Thorsten Schäfer (2. v. l.), Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, sowie Prof. Dr. Ulrich Frey (2. v. r.), Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin, und sein Oberarzt Jilson Chittamadathil.

 

Quelle & Foto: Elisabeth Gruppe