Der Begriff „Fairer Handel“ tauchte zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA auf, und zwar vor dem Hintergrund, das Wirtschaftsleben mit Humanität zu verbinden. Sowohl in Mitteleuropa als auch in der Bundesrepublik reichen die Anfänge des Fairen Handels in die 60-er Jahre zurück. Entscheidend waren die Aktivitäten der evangelischen und katholischen Kirche, sie stützen auch heute noch in entscheidender Form den fairen Handel. „Der Herner Weltladen „Esperanza“ zählt deshalb zu den ältesten Weltläden Deutschlands“, weiß Christa Winger, zweite Vorsitzende des Betreibervereins „Weltmarkt-Solidarität für Eine Welt“: Seit fast 50 Jahren geht es hier um die „Eine Welt“.
Lager war im Pfarrhaus-Keller
„Esperanza“ wurde 1974 von dem evangelischen Pfarrer Harald Rohr eröffnet. Die Anfänge des Fairen Handels in Herne fanden vor 1974 schon im Wohnzimmer des Pfarrer Rohrs statt. Dort wurde mit Leuten, die den Fairen Handel betreiben wollten, diskutiert. An Produkten gab es Kaffee und Ton-
aschenbecher aus der „Dritten Welt“. Das Lager für den Kaffee befand sich im Keller des Pfarrhauses. Pfarrer Rohr war ein Pionier und auch ein kleiner Revolutionär. Er wollte die Welt zum Guten wenden: Für ihn standen Gerechtigkeit, der Faire Handel und die Achtung der Schöpfung der Erde im Vordergrund. Er und seine Mitstreiter hielten damals in vielen Bildungsstätten Seminare über den Fairen Handel ab. Zeitzeugin ist Marlies Schmidtpott, die in Herne wohnt und damals mit dabei war.
Der erste „richtige“ Weltladen in Herne war in einem Haus auf der Von-der-Heydt-Straße 8 untergebracht und zwar dort, wo jetzt Edeka ist. Später hatte der Weltladen zwei Standorte in der Heinrichstraße 5 und 19. Seit 2004 gibt es den Weltladen in Herne auf der Freiligrathstraße 19.
Nach Pfarrer Rohr hat Gisbert Weiß sich rund 20 Jahre um den Weltladen gekümmert. Er war fast täglich im Laden oder ist nach Wuppertal zur GEPA, Bindeglied zwischen den Produzenten des Südens (Asien, Lateinamerika und Afrika) und den Verbrauchern in Europa, sowie nach Gelsenkirchen zu „El Puente“ gefahren, um Ware einzukaufen.
In den Kirchen und bei anderen Veranstaltungen hat der Weltladen oftmals einen Verkaufstand mit fairen Produkten aufgebaut, hier war Gisbert Weiß eine feste Größe am Stand. Er gehörte auch zu denjenigen, die viel über Politik und den Fairen Handel diskutierten. 2015 gab Weiß aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeit im Laden auf.
Seit Dezember 2015 ist Martin Domke, evangelischer Pfarrer und Leiter des Eine Welt Zentrums, Vorsitzender des Weltmarkt-Vereins. Christa Winger als stellvertretende Vorsitzende und die übrigen Vorstandsmitglieder führen die Geschäfte im Weltladen, da Martin Domke beruflich sehr eingespannt ist. Der Laden wurde 2017 komplett renoviert. Die Kunden loben die gefällige Einrichtung. Ohne Spenden wäre der Umbau nicht möglich gewesen. Das Weltladenteam besteht derzeit aus 19 Ehrenamtlern. „Aufgrund der Pandemie ist jede Schicht mit einer Person besetzt“, sagt Christa Winger. Und sie betont: „Es macht Spaß, im Fairen Handel zu arbeiten. Unsere Kunden interessieren sich nicht nur für die Ware, sondern auch für die Geschichte dahinter. In den vergangenen Jahren haben wir jährlich fast an 20 Basaren teilgenommen. Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass seither keine Veranstaltung stattgefunden hat.“
Info: Am 16. Juni von 10 bis 18 Uhr geöffnet
Am kommenden Mittwoch, 16. Juni, bekommt Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda um 13 Uhr vor dem Rathaus Herne die Urkunde zum zehnjährigen Jubiläum „Fairtrade-Town Herne“ überreicht. Danach geht es zum Weltladen „Esperanza“. Hier erhält der „Tatico“-Kaffee bei dieser Gelegenheit einen neuen Namen. Bei der Suche danach ist man in das neunte Jahrhundert der Herner Stadtgeschichte zurückgegangen, auf der Anhöhe (Nähe Kreuzkirche) befand sich das Dorf Haranni. Der fair gehandelte Bio-Kaffee aus Honduras heißt nun „Haranni-Kaffee“. Auf dem neuen Etikett befindet sich auch nun das Logo des Weltladens „Esperanza“.
An diesem Tag ist der Weltladen an der Freiligrathstraße 19 von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Besucher und Kunden erhalten eine Kaffeeprobe und falls die Inzidenz in Herne weiterhin unter 50 liegt, gibt es auch eine Tasse duftenden Kaffee zum Probieren und das Gebäck wird auch nicht fehlen. Um 14 Uhr spielt der Musiker Tobias Bülow auf der Djembee auf.
Bild: Die Fair Trade AG des Otto-Hahn-Gymnasiums Herne war natürlich schon zu Gast im Weltladen „Esperanza“.
Quelle: Mein Herne
Foto (Archiv): Weltladen