Rotes Höhenvieh heimisch

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Sechs Rinder der Rasse „Rotes Höhenvieh“ sind auf ihrer neuen rund 21 Hektar großen Weide an der A42 zwischen Herne und Castrop-Rauxel eingezogen. Dort sollen sie künftig auf einer klassischen Weidelandschaft ganzjährig leben. Das Umweltprojekt wurde vom Landesbetrieb Straßen.NRW und der Emschergenossenschaft gemeinsam ins Leben gerufen. Ein geplantes Bürgerfest für alle Anlieger zum Auftrieb musste allerdings wegen der Corona-Epidemie verschoben werden.
Klassische Weidelandschaft – das bedeutet eine Mischung aus Weide, Sträuchern und Wäldchen, in der sich die Tiere frei bewegen können. Die Weidelandschaft bietet auch über 20 verschiedenen Vogelarten und anderen heimischen Tieren vom Igel bis zum Reh ein Zuhause. „Wir haben eine sehr große Artenvielfalt“, erklärt Petra Rahmann, Landschaftsarchitektin von Straßen.NRW und federführend für das Projekt. „Insgesamt haben wir 23 verschiedene Pflanzenarten ausgesät.“ Ziel ist, dass die Rinder sich ausschließlich von dem ernähren, was sie auf der Weide finden. Dadurch, dass die Tiere nicht zugefüttert werden müssen, gehört das Leben auf der klassischen Weidelandschaft zu den umwelt- und klimafreundlichsten Formen der Rinderhaltung.

Umwelt-Ausgleich für den Straßenbau
Umweltschutz ist auch das erklärte Ziel der Maßnahme. Straßen.NRW will damit unvermeidliche Auswirkungen des Ausbaus der A43 auf sechs Fahrspuren auf die Natur ausgleichen. „Für unsere gesetzlich verpflichtenden Kompensationsmaßnahmen beim Straßenbau suchen wir gerne Projekte, die möglichst langfristig und nachhaltig der Umwelt zugutekommen“, erklärt Dirk Griepenburg. Als Leiter der Region 2 (Münsterland/Ruhr) ist er für das Projekt verantwortlich. „In Herne und Castrop-Rauxel hatten wir das Glück, eine vorher für die industrielle Landwirtschaft genutzte Fläche in der Nähe der Stadt erwerben zu können. Das ist im Ruhrgebiet nicht einfach“, sagt Griepenburg.
Die Emschergenossenschaft hat eine knapp sechs Hektar große Fläche für die Beweidung zur Verfügung gestellt: „Das Projekt verknüpft Ökologie, urbane Landwirtschaft und Naturerleben miteinander. Die Menschen können hier die positiven Effekte des Emscher-Umbaus hautnah erfahren und daran teilhaben. Statt Fischen werden an dieser Stelle allerdings Rinder zu unseren Gewässer-Botschaftern“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Im Bereich der Weide fließen der Börniger Bach und etwas weiter nördlich der Landwehrbach. Beide Gewässer werden in den nächsten Jahren durch die Emschergenossenschaft renaturiert. Dann ist für die Entwicklung der Bäche ein naturnahes und extensiv bewirtschaftetes Gewässerumfeld besonders wichtig.
Durch die stadtnahe Lage der Weide kommt zum Umwelt-Aspekt auch die Naherholung für die Herner und Castroper Bürgerinnen und Bürger hinzu, die dort spazieren gehen können. Sogar von einem Autobahn-Parkplatz aus können die Rinder beobachtet werden. Straßen.NRW hat hier einen Stabgitterzaun errichten lassen, so dass Autofahrer den Tieren vom A42-Rastplatz Holthauser Bruch beim Weiden zusehen können. Einige Wäldchen auf der Fläche bieten Rückzugsmöglichkeiten für das Rote Höhenvieh, sollte den Tieren der Andrang zu viel werden.

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Pläne für die Zukunft
Für die Zukunft haben Straßen.NRW und Emschergenossenschaft schon weitere Pläne, was die Rinder betrifft. Langfristig soll die Zahl der Tiere auf zwölf anwachsen. Mit einer Infotafel sollen Interessierte über die Umweltziele aufgeklärt werden. Das Projekt ist auf unbefristete Zeit angelegt. Biolandwirt Jan Dickhöfer aus Waltrop unterstützt die Umwelt-Experten dabei.
Jetzt müssen sich die Tiere aber erst einmal an ihre neue Wiese gewöhnen. Auch die Anlieger der Weidelandschaft, welche den Landesbetrieb und die Emschergenossenschaft von vorneherein bei dem Projekt unterstützt haben, müssen ihre neuen Nachbarn kennenlernen. Mit dem Bürgerfest wollen sich Straßen.NRW und die Emschergenossenschaft bei den Anwohnerinnen und Anwohnern für diese Unterstützung bedanken. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, erklärt Petra Rahmann, „wir werden die Feier nachholen, sobald es möglich ist. Ohne die Menschen vor Ort hätten wir unsere klassische Weidelandschaft nicht anlegen können.“