Es duftet verführerisch nach gedünsteten Champignons, Backfisch und gebrannten Mandeln. Fast scheint alles normal, aber das ist es natürlich nicht. Und trotzdem lassen sich die Schausteller nicht unterkriegen. „Rummelgastro“ statt Cranger Kirmes heißt das Motto zur Coronazeit.
Drei Monate dürfen sich die Kirmesfans in einem großen Open-Air-Biergarten auf der vorderen Spitze des Cranger Kirmesplatzes verwöhnen lassen. Und das kommt bei den Hernern sehr gut an. Aus Sodingen, Baukau oder Eickel sind sie am Wochenende an die Cranger Kultstätte geströmt. Nach einem sehr regnerischen Auftakt am Freitag war das Angebot am Samstag schon sehr gut besucht, berichtet Initiator Timo Lichte von der Schaustellervereinigung Herne. Er war das Jammern über Corona leid und hatte über ein alternatives Konzept nachgedacht: „Wir sind auf allerlei Ideen gekommen und haben uns dann gemeinsam mit dem Stadtmarketing Herne und dem Ordnungsamt auf diese Lösung konzentriert. Ich bin sehr dankbar, dass hier alle an einem Strang gezogen haben und die Politik uns unterstützt und Wege gefunden hat“, berichtet der 49-Jährige.
Kosten decken
Der Gastronom führt seinen Betrieb, das Fischhaus Lichte, in der sechsten Generation. Nicht nur er mit seiner Schlemmerbude, auch andere Betreiber gelten auf Crange als Institution. So auch Diana Däbritz-Weber mit ihrem Imbiss-Stand, die über die Aktion positiv gestimmt ist. „Wir sind froh, dass wir in dieser schwierigen Situation überhaupt etwas erwirtschaften und die Kosten einigermaßen decken können. Normalerweise wären wir ja ab März in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs gewesen.“ Damit spricht sie für alle der sechs teilnehmenden Budenbetreiber, dies sind ein Stand mit Getränken, gebrannten Mandeln, Crêpes, Eis, ein Imbiss und Lichtes Fischhaus.
Trost für die Kirmesfans
Doch wie kommt der „Rummelgastro“ bei den Gästen an? „Ich finde, es ist ein kleiner Trost für alle Kirmesfans wie mich“, sagt Oliver Helm und beißt genüsslich in sein Backfischbrötchen. Er bedauert die Absage der Cranger Kirmes sehr und hatte über Facebook von der Gastromeile erfahren. Auch seine Lebensgefährtin kommt gerne hierher. „Es ist ein Kindheitstraum und wird sicherlich vielen von uns sehr fehlen. Daher begrüße ich diese Initiative. Hier können wir als Gäste auch ein Zeichen an die Schausteller setzen“, findet Diana Nottebaum.
Eine Bierbank weiter, mit drei Metern Abstand, sitzt eine Mutter mit ihrem Sohn. „Er war heute zum ersten Mal wieder in der Schule und dafür gibt es zur Belohnung ein Lachsbrötchen. Ich finde, es ist perfekt organisiert. Der Abstand ist ja mehr als ausreichend und das Hygienekonzept ist sehr gut durchdacht. Also sollten die Leute es auch annehmen“, meint Maren Kosfeld. Dass der Andrang wie an einem Montagmittag eher verhalten sei, wundert sie nicht. Auf der Kirmes sei das schließlich genauso und wenn es am Wochenende wieder wärmer werde, dann heiße es für viele Herner sicherlich wieder: „Piel op no Crange!“